Buchempfehlung

Titelseite, © 2007
Titel: Die Bank als Räuber - Oder wie nehmen wir den Kunden aus
Autor: Hans Georg Möntmann
ISBN: 978-3426775646
Größe: 19,3 x 12,4 x 2,2 cm
Preis: 8,95 EUR
Taschenbuch:  320 Seiten

Rezension

Durch seinen übertrieben populistisch gewählten Buchtitel macht der Autor seinen Kritikern das Leben einfach, da er die gebotene Objektivität vermissen lässt und auch interessierte Leser verschrecken dürfte. Dabei befasst sich Herr Möntmann mit einem Thema, dass zwar allgemein bekannt sein dürfte, aber so unappetitlich ist, dass man sich nur ungern damit auseinandersetzt. Bankangestellte und Berater begegnen ihren Kunden etwa mit derselben Einstellung, wie Meeresbewohner dem Plankton - nämlich als erstes Glied in einer langen Nahrungs- und Verwertungskette.

Die beschriebenen Fälle sind glaubhaft und bieten ein durchaus realistisches Bild auf die allgemeine Bankenlandschaft. Das zugrunde liegende Leitmotiv heisst Eigeninteresse vor Kundeninteresse. Sehr schön wird auch das Geflecht von Abhängigkeiten zwischen Rechtsanwälten, Notaren, Politikern und Bankern aufgezeigt, das es den Agierenden stets ermöglicht ungestraft Rechtsverstösse und Fehlverhalten gegenüber dem Kunden anzuwenden. Falschberatung in Kombination mit voreiliger Gewährung von Kleinkrediten dienen den Bankern dabei als effizientestes Kundenbindungsinstrument.
Dieses wirksame Mittel steht den Anbietern von Wertpapiergeschäften allerdings seltener zur Verfügung, da die Kunden von Online-Brokern in der Regel keinen Kredit nachfragen, sondern ganz im Gegenteil über ausreichend liquide Mittel verfügen, um sich gegen derartige Machenschaften zu wehren, indem sie das Kapital abziehen. Deshalb sind diese Beispiele aus der Kreditwirtschaft für Investoren zunächst von geringer Relevanz. Allerdings sollte man auch hier stets im Auge behalten, dass Online-Broker, Wertpapierhändler, Makler, Börsen, Emissionhäuser, Kapitalanlagegesellschaften, Finanz- und Vermögensberater natürlich zuerst ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen verfolgen. Erst dann kommt der Kunde.

Die Erfahrungen aus der Kreditwirtschaft werden erst dann interessant, wenn es um komplexe juristische Konstruktionen aus dem Bereich des Investment-Bankings geht, wie beispielsweise Firmengründungen, Firmenübernahmen mittels Kreditgeschäften und ähnliches. Als wirklich wertvoll habe ich deshalb nur die Zusammenstellung von Kontaktadressen am Ende des Buches empfunden. Hier kann man unabhängige Anwälte und Beratungsstellen finden, die ohne Interessenkonflikte gegen die Bankwirtschaft ins Felde ziehen können.


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